Verbindung

Hallo und schön, dass du hier bist! Magst du es dir vielleicht noch einmal besonders gemütlich machen, da, wo auch immer du gerade bist - in der Bahn, am Schreibtisch, auf dem Sofa oder vielleicht auch im Bett neben deinem schlafenden Kind? Prima, ein bisschen gemütlicher geht immer, oder? Und jetzt viel Inspiration beim Lesen meines neuen Blogartikels, der übrigens am „World Mental Health Day“ entstanden ist. Ein, wie ich finde, sehr passender Anlass, um über das Thema innere Verbindung zu schreiben. 

Denn für mich sind Verbindungsmomente mit uns selbst der Inbegriff mentaler Selbstfürsorge. Und dieser kommt im Erhalt und der Stärkung mentaler Gesundheit eine entscheidende Bedeutung zu. Gleichzeitig nehme ich häufig Unsicherheit und Berührungsangst bezogen auf dieses Thema wahr:

„Warum ist es denn so wichtig, mit sich selbst in Verbindung zu sein? Wie gelingt uns das überhaupt? Und mal ganz unter uns: So richtig kann ich mir darunter gar nichts vorstellen. Wie sieht es aus, wenn ich mit mir in Verbindung bin, und was muss ich dafür tun?“

Vielleicht magst du diese Fragen ja einmal für dich beantworten, bevor du weiterliest. Welche Einstellung hast du zu alle dem und welche praktischen Erfahrungen? Oh, wie schön wäre es, wenn wir hierzu genau jetzt in den Austausch gehen könnten. Ich versuche einmal Worte für mein inneres Bild zu finden:

 

Bei aller Individualität in der praktischen Umsetzung, geht es für mich in der Essenz darum, eine Verbindung zu unserem Innenleben - in Form von Gefühlen, Gedanken, Empfindungen - aufzubauen und damit um das bewusste Herauszutreten aus dem Autopiloten-Modus, der uns im Alltag häufig fest im Griff hat. Wir funktionieren, arbeiten ab, begleiten unsere Kinder, regeln, lösen, organisieren und fangen dann wieder von vorne an. Vielleicht kommt dir das ja bekannt vor.

Und würden wir immer nur in diesem bewährten Modus verweilen, liefen wir dann nicht Gefahr, sie zu verpassen - die großen und kleinen Fragen, die uns das Leben kontinuierlich zuflüstert? Die Antworten, die sich langsam und fast unbemerkt in uns entwickeln. Die Sehnsüchte, die in uns keimen. Die Fülle, die schon da und doch so selbstverständlich geworden ist, dass wir sie manchmal gar nicht mehr bemerken. Die vielen Glücksmomente, mit denen wir beschenkt werden und die oft erst durch das Wiedererinnern tiefer sinken. Die ganze Palette an Gefühlen, die sich wahrlich nicht immer gut anfühlen und dennoch nie ohne Grund da sind.

 

Um all das wahrnehmen zu können und es eben nicht zu verpassen, muss es immer mal wieder still um uns herum und auch in uns werden. Die oft willkommenen Ablenkungen leiser gedreht werden, die Hektik des Alltags pausieren und der innere Antreiber „Weitermachen“ kurz verstummen.

So als würde die Welt für einen magischen Augenblick still stehen. Alles und alle um uns herum kurz verharren, damit wir nur auf uns selbst schauen und in uns hineinhorchen können - ganz offen und einladend für das, was sich zeigen möchte:

Was beschäftigt mich denn gerade wirklich?

Welche Sorgen und Ängste sind da?

Welche Sehnsüchte und Hoffnungen?

Wie fühle ich mich, und warum ist das so?

Was brauche ich gerade wirklich, damit es mir auch weiterhin oder wieder gut geht?

Und wenn ich ganz genau hinhöre: was möchte da noch zu Wort kommen?

 

Vielleicht hast du auch diese eine Freundin, der du minutenlange Sprachnachrichten schicken kannst, um dir alles von der Seele zu reden, was gerade da ist und du weißt: Bei ihr ist es gut aufgehoben. Und wie durch ein Wunder geht es dir nach diesem langen Monolog irgendwie schon besser. Auch wenn es sich wunderbar anfühlt, lässt sich dieser Effekt recht leicht erklären:

Es ist, als würden wir durch das Aussprechen und Verbalisieren dieses diffuse „Wollknäuel“ in unserem Kopf Stück für Stück entwirren. Wir sortieren, wir reflektieren, wir spüren in uns hinein. Und das tut so gut. Sei du dir auch selbst diese eine Freundin, die immer ein offenes Ohr und Herz für dich hat.

Diese kurzen Momente des Verbundenseins mit unserem eigenen Innenleben offenbaren uns nicht immer die großen Erkenntnisse oder jene eine Klarheit, die einmal kommt und nie mehr geht. Für mich ist es vielmehr eine Haltung, die wir damit kultivieren - uns selbst und damit auch anderen gegenüber. Eine Haltung des Zuhörers, ohne direkt lösen zu wollen; des Da-Seins, ohne gedanklich schon weiter zu ziehen; des Gebens, ohne dafür etwas erhalten zu wollen; und des Mitgefühl-Schenkens, ohne zu bewerten.

 

Wenn wir uns selbst regelmäßig mit dieser Haltung begegnen, spüren wir allmählich und mit der Zeit, dass wir es wert sind, diese Zeit ganz für uns allein zu haben. Und wir lernen, dass es ok ist zu fühlen, unterschiedlich zu fühlen, vieles zu fühlen. Heute so und morgen vielleicht schon wieder ganz anders.

Denn, ja, manchmal drängen sich auch die unschönen, schweren und belastenden Themen an die Oberfläche. Die, die wir doch vielleicht lange erfolgreich weggeschoben, unterdrückt oder kleingeredet haben. Doch weißt du was? Dadurch verschwinden sie nicht einfach. Sie suchen sich ihren Weg, weil sie dir etwas zu sagen haben. Höre auch ihnen zu - ganz liebevoll und geduldig.

Knipse das Licht an und hole das dunkle Gespenst aus seiner Ecke, nimm ihm etwas von seiner Bedrohlichkeit. In der Resilienzförderung sprechen wir auch von der „Annahme“ herausfordernder Gefühle. Sprich, wir akzeptieren, dass sie da sind und werten uns dafür nicht ab. Und durch diese Akzeptanz entsteht nach und nach Raum und Perspektive für Einsicht, Lösungen und Veränderungen.

Welchen nächsten Schritt kannst du gehen, um die Belastung an die Hand zu nehmen und dich dann auch wieder von ihr zu lösen? Was kannst du dir Gutes tun? Um wessen helfende Hand kannst du bitten? Welches Wissen fehlt dir vielleicht?

Und wenn es die professionelle Hilfe ist, von der du spürst, dass sie wichtig für dich ist, dann nimm dieses Gefühl bitte ernst und folge ihm. Du bist damit nicht allein! Ich bin schon jetzt sehr stolz auf dich.

 

Abschliessend möchte ich dir meine drei liebsten und alltagstauglichsten Praktiken mit geben, um diese Momente des Innehaltens zu kultivieren:

3-Minuten-Check-in:

Schließe deine Augen, atme zwei Mal tief ein und aus, und dann spüre nacheinander in vier Ebenen deines Seins hinein - einfach nur wahrnehmen, ohne zu bewerten oder direkt in ein Lösungsdenken zu verfallen (ja, das kann ein wenig Übung erfordern): Welche Gedanken kreisen gerade in meinem Kopf? Welche Gefühle sind da? Wie geht es mir körperlich? Und was wünsche ich mir gerade wirklich?

Diese Praxis eignet sich perfekt für Übergangsphasen, z.B. nachdem du deinen Laptop zugeklappt hast und bevor du deine Kinder aus der Betreuung abholst, oder direkt am Morgen nach dem Aufwachen. Was ich auch sehr liebe: ein kurzer Mini-Check-in während ich an der Kaffeemaschine auf meinen Kaffee warte. Verknüpfe dieses kleine Self-Awareness-Ritual mit Routinen, die ohnehin bereits fest zu deinem Alltag gehören, und erhöhe so die Wahrscheinlichkeit, es auch tatsächlich durchzuführen.

Freies Schreiben mit 10-Minuten-Timer:

Kaufe dir ein schönes Notizbuch, schlage die erste Seite auf, stelle dir einen Timer auf 10 Minuten und beginne, ohne Zensur aufzuschreiben, was gerade in dir vorgeht. Vertraue darauf, dass sich alles zeigt, was für diesen Moment relevant ist. Und dann schreibe, bis der Wecker klingelt. Wenn es für dich einfacher ist, kannst du auch gerne die Notiz-App deines Handys oder deines Laptops benutzen. Ich habe tatsächlich Phasen, in denen ich am Laptop besser in den Schreibflow komme, da ich schneller tippe, als ich mit der Hand schreiben kann. Und ich gönne mir alles, was es mir leichter macht. Wie ist es bei dir? Probiere es einfach mal aus.

Durch die Zeitbegrenzung kommt zudem ein spielerischer Aspekt dazu (liebe ich!), und die Hemmung, das leere Blatt zu füllen, wird quasi ausgetrickst. Außerdem ist die Zeit sehr überschaubar und somit auch eher in den Alltag zu integrieren.

Eine Karte ziehen und die eigene Intuition wachkitzeln:

Besitzt du bereits ein Kartenset? Ich kann es dir wirklich nur empfehlen. Und nein, das Ziehen von Karten hat für mich nichts mit Wahrsagerei oder einer magischen Steuerung von aussen zu tun. Für mich ist es eine wunderbare Möglichkeit, meine Intuition zu aktivieren und eine neue Perspektive einzuladen.

Was kommt mir spontan in den Sinn, wenn ich die Karte betrachte? Was zeigt sich in mir? Und wie könnte ich das, was ich da sehe oder fühle, für meine aktuelle Situation nutzen? Wenn die Karte zu mir sprechen könnte: Welchen Tipp oder welche Weisheit würde sie mir zuflüstern?

Ich liebe dieses Tool so sehr, dass es ein fester Bestandteil meiner Coachings ist und meine Coaches können sich diesbezüglich übrigens auf eine kleine Überraschung freuen :).

 

 

Jetzt wünsche ich dir ganz viel Freude, schöne Einsichten und mutmachende Perspektiven, die sich dir durch Deine Verbindungs-Momente zeigen. Magst du mir ein wenig davon berichten? Ich würde mich total freuen.

 

Alles Liebe von mir zu dir,

Pamela

 

P.s.: „Quiet the mind and the soul will speak“ - Ma Jaya Sati Bhagavati.