Urlaubsgefühl_Kaffeetasse

Kennst du das? Ein Gedanke, der dir plötzlich kommt und sich so schön und leicht anfühlt, dass du den Zauber des Moments nutzen möchtest, bevor er schon wieder verflogen ist? Genau so geht es mir gerade. Ich sitze auf meinem Sofa, um mich herum ist es ganz dunkel, damit ich die Mücken nicht durch die geöffneten Fenster anlocke, die mich mit der leicht abgekühlten und dennoch sommerlichen Abendluft versorgen. Und da kam er angeflogen, dieser Gedanke, der mich nun meinen Laptop aufklappen und diese Zeilen tippen lässt. Bist du neugierig?

Es geht um Urlaub und das oftmals wehmütige Gefühl, wenn dieser vorüber ist... Gleichzeitig aber auch um die Erkenntnisse und Erinnerungen, die er uns schenkt.

Fast so, wie bei einem leckeren Dessert, das diesen bittersüßen Nachgeschmack in unserem Mund hinterlässt. Bitter, da das Dessert verspeist ist und eine zweite Portion (zumindest oft und für diesen Moment) ausgeschlossen ist, und süß, da wir es förmlich noch auf unserer Zunge schmecken können.

 

Je nachdem, in welchem Bundesland du lebst, warst du vielleicht bereits im Sommerurlaub, befindest dich noch mittendrin oder dir kommt gerade ein weiter zurückliegender Urlaub in den Sinn. So oder so: Dieses unvergleichliche Urlaubsgefühl und die dazugehörigen Emotionen, sowohl im Vorfeld als auch danach, sind den meisten von uns sicherlich bekannt.

Unser Urlaub liegt gerade hinter uns, und es waren zwei wahnsinnig schöne Wochen. Und ja, nicht nur einmal besuchte mich in den vergangenen Tagen der nagende Gedanke, wie schade es doch ist, dass diese Zeit nun vorüber ist.

Gleichzeitig hallt so vieles von diesem Urlaub nach. Sein Zauber schwebt noch in der Luft. Es bleibt so viel, und mich inspiriert die Perspektive, dass genau das in unserer Hand liegt. Denn wir dürfen den Urlaubszauber lebendig halten, auch über den Urlaub hinaus, ohne ihm etwas von seiner Exklusivität zu rauben.

Denn natürlich darf Urlaub etwas ganz Besonderes bleiben, auf das wir uns wie Kinder freuen und das gerade deshalb so intensiv erlebt wird, weil es losgelöst von unserem Alltag und seinen oftmals eher einschränkenden Rahmenbedingungen stattfindet. Für mich geht es um eine Art Extraktion dessen, was uns so intensiv hat fühlen lassen, um es als Kompass für das zu nutzen, was uns immer gut tut, und diese Essenz dann in unseren Alltag zu überführen.

Damit geben wir unserem Urlaub die Chance, nicht nur ein schöner und kurzer Ausflug aus dem Alltag zu sein, sondern diesen auch nachhaltig zu bereichern.

Mit ein wenig Übung, Kreativität und Motivation kann das ganz wunderbar gelingen. Komm, wir versuchen es einmal gemeinsam, indem wir gedanklich in einen Urlaub zurückreisen, der uns zutiefst erfüllt hat...

Vielleicht magst du es dir dafür ganz gemütlich machen, die Tür zum Alltag kurz schließen, ein paar Mal tief ein- und ausatmen und langsam die Augen schließen. Und dann erinnere dich an diesen einen Urlaub zurück, oder aber, falls du aktuell noch im Urlaub bist, versuche, mit deiner Präsenz ganz im Hier und Jetzt anzukommen.

Welche Momente, Erlebnisse und Augenblicke haben es dich ganz deutlich spüren lassen? Dieses unvergleichliche Urlaubsgefühl? Was hat den Urlaub tatsächlich zu Urlaub für dich gemacht? Welche Bilder zeigen sich dir?

 

Beginne also damit, all die kleinen und noch so winzigen Wesenszüge deines Urlaubs wahrzunehmen und achte dabei auf dieses herzerwärmende Gefühl, das sich bei dem Gedanken an sie in dir weit macht.

  • War es das ausgedehnte Frühstück unter freiem Himmel am Morgen…
  • Dieses eine Kartenspiel, das ihr immer und immer wieder gespielt habt…
  • Der spannende Roman, in den du regelrecht versunken bist…
  • Das ausgedehnte Schlendern durch neue Städte…
  • Das Rauschen des Meeres beim Einschlafen…
  • Der Cappuccino, den du ganz früh am Morgen im Straßencafé nur für dich genossen hast…
  • Der Geruch dieses fruchtigen Duschgels, das du dir extra für den Urlaub gekauft hast…
  • Das Gefühl der Schwerelosigkeit, wenn du durch das Wasser geglitten bist und ganz im Moment warst…

Vielleicht merkst du es: oft sind es diese ganz subtilen, eher sinnlichen Erfahrungen, die sich im Moment ihres Erlebens so kostbar anfühlen und uns auch rückerinnernd einen wohligen Schauer bescheren, ohne dass wir wirklich greifen können, wieso.

 

Wenn wir diese kleinen, feinen Nuancen, wie schillernde Muscheln am Strand, für uns eingesammelt haben, können wir uns fragen, wie wir ihre Magie in unseren Alltag transportieren, den Zauber lebendig halten und uns damit auch weiterhin versorgen können.

So kann es beispielsweise das Buch sein, zu dem wir anstelle des Handys greifen und in dem wir abends vor dem Schlafengehen noch ein paar Seiten lesen, wenn alles um uns herum schon selig schläft, oder auch die Yoga-Einheit bei geöffnetem Fenster. Schau mal, wie du das, was du in deinem Urlaub so sehr geliebt hast, auch nach dem Urlaub aktiv weiterlieben kannst.

 

In der aktuellen Flow-Ausgabe (Nummer 84) bin ich auf einen spannenden Artikel gestoßen, der sich mit der wissenschaftlichen Erforschung des Nostalgie-Gefühls beschäftigt. Ad Vingerhoets, ein Professor der Psychologie im Ruhestand, der an mehreren Nostalgie-Studien beteiligt war, beschreibt Nostalgie und damit das Zurückerinnern und -Sehnen an besonders schöne Zeiten als einen „Blumenstrauß an guten Gefühlen“. Ein sehr schönes Bild, wie ich finde!

So wird auch in dem Online-Artikel „Erinnern mit Gefühl“ von Leonie Seng (veröffentlicht auf dasGehirn.info) auf wissenschaftliche Untersuchungen verwiesen, denen zufolge Erfahrungen, die mit starken Emotionen verknüpft sind, von uns einfacher zurückerinnert werden können und dass diese Emotionen durch den Prozess des Erinnerns sogar über den akuten Moment des Erlebens hinaus wirken.

Sprich: Das Glücksgefühl, das wir im Moment des spätabendlichen Schwimmens unterm Sternenhimmel mit unseren Kindern empfunden haben, spüren wir auch, wenn wir diesen Moment lediglich in unserer Erinnerung ganz groß werden lassen.

Verantwortlich hierfür ist die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin, das uns nicht nur im Hier und Jetzt glücklicher fühlen lässt, sondern auch körperliche Reaktionen auslöst, wie den Anstieg unserer Körpertemperatur. Es wird uns wahrhaftig „warm ums Herz“ – wird der Neurowissenschaftler Tobias Esch von Flow (Nummer 84) zitiert – lediglich durch die emotionale Wiederbelebung der Erfahrung.

Erschaffen wir uns also unsere ganz individuellen Urlaubs-Rückerinnerungs-Rituale, sind diese pures Gold für unser Nervensystem und gerade in herausfordernden Zeiten eine gute Bewältigungsstrategie, um mit Belastungen mental besser umgehen zu können.

 

Eine für mich besonders schöne Möglichkeit, Urlaubserinnerungen zu bewahren und auch im Nachgang von ihnen zu zehren, sind Fotobücher.

Ich liebe es, schöne Momente wie das Lachen meiner Kinder beim ausgelassenen Herumalbern oder stimmungsvolle Details wie meine Espressotasse in der Nachmittagssonne auf Bildern für die Ewigkeit festzuhalten. Denn damit halte ich auch das Gefühl fest, das ich in diesem Moment empfunden habe.

Die Bilder sind visuelle Anker, die mich unmittelbar wieder eintauchen lassen. Und ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, direkt auf der Heimreise mit der Erstellung des Fotobuches zu beginnen. Dabei ist nicht der Perfektionismus meine Beraterin, sondern eben dieser süße Nachgeschmack des Urlaubs, von dem ich immer wieder kosten kann, wenn ich meine Finger und meinen Blick durch die Seiten des fertigen Buchs blättern lasse.

 

Was hat deinen letzten Urlaub ganz besonders gemacht hat, und wie möchtest du dein Urlaubsgefühl noch ein wenig verlängern oder immer wieder neu beleben?

Alles Liebe von mir zu dir,

Pamela

Zum Weiterlesen und tiefer eintauchen:

„Erinnern mit Gefühl“, Leonie Seng, 2018, dasgehirn.info

„Die süsse Sehnsucht nach Früher“, Flow Ausgabe 84

„Die Macht des Schlechten. Nicht mehr schwarz-sehen und gut leben.“ Roy F. Baumeister & John Tierney, 2020